Mit dem Bus ging es von Isfahan nach Yazd. Die Stadt wurde inmitten der Wüste an einer Oase vor rund 5.000 Jahren gegründet. Ihre Innenstadt ist ein einziges großes Labyrinth, in das man sich schnell verlieren und verlieben kann. Seit 2017 gehört die Altstadt auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Als wir nach der rund fünfstündigen Fahrt aus dem Bus ausstiegen, atmeten wir erstmal durch. Die Luft war phänomenal gut. Man merkte, dass der Wind von der angrenzenden Wüste in die Stadt hineinwehte. Nach den großen, verkehrslastigen Städten Teheran und Isfahan war es hier ganz anders.
Viel wussten wir nicht von Yazd. Zuweilen hatten wir sogar überlegt, es von unserer Route zu streichen, um mehr Zeit an anderen Orten haben zu können. Vor allem, so sagte man uns vielerorts, wäre Shiraz im Vergleich sehenswerter. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns dazu, dieser Stadt definitiv einen Besuch abzustatten. Einfach weil sie so anders zu sein schien.
Und das war sie definitiv. Wir entschieden uns dazu, die Stadt ohne weitere Informationen selbst zu erkunden. Zusammen mit einem im Hostel kennengelernten holländischen Pärchen gingen wir einfach los in die Altstadt. Die Gassen sind verwinkelt und schmal. Tatsächlich drängeln sich aber sogar Autos vereinzelt zwischen den Wänden und Menschen hindurch.
Die Wände waren alle mit einem Gemisch aus Lehm und Heu bedeckt, welches man mit den Fingern leicht abkratzen konnte. Darunter befand sich massiver Stein. Diese Beschichtung hilft, denn die Gebäude müssen sich vor der stark einstrahlenden Sonne schützen, um kühl zu bleiben.
Einen kühlen Kopf muss man als Tourist ebenfalls bewahren: Die Altstadt ist ein einziges großes Labyrinth. Viele Wege führen ins Nichts oder zu einer Tür zu einem Privathaus. Und einige brachten uns in verlassene Häuser und sogar Ruinen von Moscheen. Die Altstadt ist aufregend. Viele der Häuser verfügen über Dachterrassen, von denen man das gesamte Labyrinth überblicken kann.
Hier kann man auch das Wassermuseum besuchen. Das ist vor allem interessant, da die Wasserversorgung von Yazd bis heute auf Systemen beruht, die bis in die Antike reichen: Wasserkanäle wurden in den Bergen angelegt, die über ein weitreichendes Rohrsystem bis in die Stadt gebaut wurden. So war es möglich, die Stadt auch nach dem Austrocknen des damals bestehenden nahe gelegenen Sees am Leben zu erhalten.
Um zu verstehen, in welch einer Landschaft Yazd gegründet wurde, fuhren wir zu den Towers of Silence. Dies sind jedoch keine Türme. Die Towers of Silence sind vielmehr zwei große Hügel am Stadtrand von Yazd. Nach einem kurzen Aufstieg von fünf Minuten gelangt man auf die Spitze eines der beiden Hügel. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über die Umgebung.
Der Wind blies stark und doch war es hier oben sehr still. Doch das war nicht der Grund, warum sie die schweigenden Türme genannt werden. Seit der Antike bis hin ins Jahr 1970 brachten die Zarathustrier, die ihr Zentrum hier in Yazd haben, ihre Toten auf den Gipfel, um sie von Raubvögeln auffressen zu lassen. Dies geschah aus Respekt vor den Toten, um sie nicht in der Erde zu begraben. Anschließend wurden die Knochen in den Häusern bestattet.
Die Menschen in Yazd sind religiöser als noch in Isfahan oder vor allem in Teheran. Doch merkt man das eigentlich nur durch bedecktere Kleidung. Religion ist die Sache von jedermann selbst. Feuertempel der Zarathustrier stehen neben den prachtvollen Moscheen der Stadt. Yazd ist offen und ruhig.
Unser Hostel war sehr schön und gepflegt – doch nur wenige Touristen waren in den Zimmern einquartiert. Generell sieht man im Iran nur wenige Touristen. Vor allem, wenn man die hervorragende Infrastruktur im Land in Betracht zieht. Die Zahlen seien seit letztem Jahr sehr gesunken, sagte der Betreiber unseres Hostels. Der Iran würde touristisch unter den politischen Spannungen leiden.
Umso willkommener wird man empfangen. Und umso mehr bemühen sich die Iraner um die Touristen, die im Land sind. Dabei möchten sie auch mehr über die Heimatländer der Touristen kennenlernen. Der Hostel-Betreiber fragte nach, ob wir nicht etwas typisch Deutsches zu kochen. Wir überlegten, welche Zutaten es hier gibt. Die Entscheidung war gefallen: An dem Tag gab es für alle im Hostel Kartoffelsalat mit Würstchen!
Wir entschieden uns dazu, noch ein Stück mehr von Yazd kennenzulernen. Für eine Nacht fuhren wir raus in die Wüste vor Yazd. Hier türmten sich Sanddünen vor einer Bergkette auf. Es fühlte sich unwirklich an, hier in der Wüste zu stehen. Doch das rundete nur das Bild von Yazd ab: Hier konnte man wirklich richtig gut abschalten.
Was im Gedächtnis bleibt
- Längliche Würste heißen “German Sausages”, haben aber nichts mit deutschen Würsten zu tun.
- Es ist nicht selbstverständlich, dass Wasser aus dem Hahn kommt.
- Die Iraner kennen wirklich die Abmessungen ihrer Autos.
- Es kann toll sein, keinen Plan zu haben und loszugehen.
- Es kann toll sein, sich zu verlaufen.