2018 Asien Iran Städte

Teheran – Granatäpfel und buntes Treiben

am
3. Oktober 2018
Die Hauptstadt Irans präsentierte sich in seiner ganzen Pracht: Teheran ist lebendig, offenherzig und als orientalische Einstiegsdroge absolut geeignet. Die Stadt selbst erscheint wahnsinnig unübersichtlich und bewahrt sich dieses Bild, sobald man sich in den Basaren der Stadt verirrt. Doch ist das nur die halbe Wahrheit, denn inmitten dieser Unübersichtlichkeit ist der Teheraner eigentlich in sich ruhig. Ein spannender Kontrast.

“Teheran? Das ist aber ein ungewöhnlicher Start für eure Weltreise”, hieß es nicht selten, wenn wir von unserem Trip erzählten. Es liegt ein Stigma auf dem Iran. Welches genau konnten wir nicht genau herausfinden. Hat man Angst vor dem Iran? Ist es allzu unbekannt? Angst haben wir in keiner Sekunde hier gefühlt – im Gegenteil: Alle sind einem immens offen gegenüber, die Polizeipräsenz hält sich sehr in Grenzen und überhaupt freuen sich die Iraner über Touristen.

 

Reise ins Unbekannte

Der zweite Gedanke aber stimmt: Teheran ist unbekannt. Nicht viel dringt nach draußen. Das war auch ein Grund, warum wir unsere Reise in dieser Stadt beginnen wollten: Mit einem lauten Knall wollten wir starten. Und das ist uns gelungen. Kaum ein Geschäft benutzt bekannte Schriftzeichen. Viele Iraner haben keinerlei Englischkenntnisse. Und Frauen sind dazu angehalten, Kopf und Hals lose mit einem Schal oder Tuch zu bedecken.

Das beginnt bereits im Flugzeug, wo kurz nach der Landung alle Frauen ihre Tücher aus den Taschen ziehen, um sich zu bedecken. In manchen Moscheen der Stadt ist es für Frauen darüber hinaus notwendig, einen Ganzkörperschleier anzuziehen. An einem separaten Eingang werden diese verteilt. Männer haben es prinzipiell einfacher – jedoch müssen auch sie immer lange Hosen tragen. Bei stets über 30 Grad.

Bei der ersten Fahrt auf den Straßen Teherans fiel sofort auf, dass es nicht allzu viele Regeln im Straßenverkehr gibt. Als echter Perser fühlt man sich erst, wenn man den Mut besitzt, auch mehrspurige Schnellstraßen einfach zu überqueren und die Autos zum Anhalten zu bewegen.

Apropos Straßen: Teheran hat definitiv ein Problem mit der Luftverschmutzung. Wir fühlten uns an Städte wie Jakarta oder Lima erinnert: In der Innenstadt war jeder Atemzug mit einer guten Ladung Benzin verbunden. Das war weniger schön.


 

Verrückt nach Granatäpfeln

Schöner waren die Highlights, mit denen die iranische Hauptstadt auffahren kann: Große farbenfrohe Moscheen, ein gut ausgebautes Metro-System und bunte, laute Märkte. Einige Male verirrten wir uns in den engen Gassen der Basare, was jedoch nicht schlimm war: Es war toll, die vielen Farben der Früchte, Metalle und Hölzer zu sehen, die hier verkauft wurden.

Ganz besonders sind die Teheraner von Granatäpfeln angetan. Keine Gasse ohne die roten Kugeln, die überall aufgeschnitten, gepresst und genascht werden. Wer Granatäpfel kennt, weiß, wie schwer es ist, die Kerne herauszubekommen. Umso überraschter waren wir, dass ein Becher voller Kerne nur 25 Eurocent gekostet hat. Und der Geschmack war himmlisch.

 

Euro, Dollar, Toman, Rial

Überhaupt ist Geld im Iran ein interessantes Thema: Salopp gesagt kann man mit seinen üblichen Kreditkarten hier wenig anfangen, da die Geldautomaten sie nicht annehmen. Es gibt daher zwei Wege, um an Geld zu kommen. Erstens: Man holt sich eine iranische Kreditkarte. Zweitens: Man nimmt Bargeld mit und tauscht es vor Ort um.

Wir entschieden uns für den zweiten Weg und nahmen Dollar mit, die wir auf der weiteren Reise ohnehin benötigten. Erste Erkenntnis: Der Euro ist in Teheran viel üblicher als der Dollar. Das verwundert bei genauerem Überlegen auch nicht unbedingt, da die doch wenigen Touristen im Land maßgeblich aus Europa stammen.

Zweite Erkenntnis: Die Iraner sprechen beim Handeln von Toman, zahlen aber in Rial. Beispielsweise kostete der Granatapfelbecher 5.000 Toman. Man bezahlt aber mit einem 50.000 Schein, auf dem “Rial” steht. Im Sprachgebrauch wird einfach eine Null am Ende gestrichen. Das klingt zwar nicht kompliziert, ist beim Umrechnen aber definitiv eine Hürde.

Vor allem aufgrund der dritten Erkenntnis: Die Wechselkurse ändern sich rasant! Manchmal gehen sie stündlich bergauf und bergab. Vor zwei Monaten sind Bekannte von uns hier gewesen und haben für einen Euro 100.000 Rial bekommen. Am Tag unserer Ankunft haben wir 195.000 Rial erhalten. Zwei Tage später waren es am Morgen noch 158.000 Rial und am Abend wieder 173.000 Rial.
 

Ziel: Entschleunigung

Die Stadt ist laut und lebendig, daher kommen die Menschen zum Abend hin zur Ruhe. Der Tee fließt in Strömen, die goldenen Lampen und Kerzen erleuchten die Restaurants und Hotels. Viele Touristen sieht man nicht auf den Straßen – auch in unserem Hostel waren zwar welche unterwegs, aber Teheran ist weit davon entfernt, ein Touristenmagnet zu sein.

Die Iraner freuen sich jedenfalls über jeden Touristen und der Tee geht immer aufs Haus. In der Nacht ist es still in unserer Ecke Teherans. So still wie wir es aus keiner anderen Hauptstadt bisher kannten. Auf diese Weise beziehen die Teheraner ihre Kraft für die emsige Lebendigkeit tagsüber.

Dies waren die ersten drei Tage unserer sechsmonatigen Reise um die Welt. Für uns geht es nun weiter in den Süden Irans. Auf dem Weg ins wunderschöne Isfahan kommen wir noch an weiteren Städten und Dörfern vorbei, in denen wir noch mehr iranische Kultur kennenlernen möchten.

SCHLAGWÖRTER
2 Kommentare
  1. Antworten

    Nico

    3. Oktober 2018

    Wunderschöne Fotos und toll geschrieben!

  2. Antworten

    Sahra

    4. Oktober 2018

    Seufz. Tolle Eindrücke. Und der Nagellack in Granatapfelrot ist auch der Hammer.

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