Auf dem Weg von Teheran nach Isfahan wollten wir noch einige weitere Einblicke in die persische Kultur und Baukünste bekommen. Daher lag es nahe, dass wir die Stadt Kaschan sowie das Bergdorf Abyaneh besuchten, die vor kulturellen, religiösen und historischen Stätten nur so strotzen.
Mit dem Bus ging es von Teheran nach Kaschan. Vorab riet man uns dazu, einen so genannten VIP Bus zu reservieren. Dieser sei komfortabler als ein normaler Bus und kostet insgesamt einen Euro. Gesagt, getan – schon saßen wir in einem voll klimatisierten Bus, in dessen sehr breiten Sitzen wir unsere Beine vollends ausstrecken konnten.
Endlich tief durchatmen
Nach circa drei Stunden erreichten wir Kaschan. Die Luft war fantastisch. Der Wind wehte durch die weiten Straßen. Man merkte, dass es tagsüber immens heiß sein würde – im Gegensatz zum benzingetränkten Teheran aber war dies hier eine Oase. In Anbetracht der nahe liegenden Wüste ist die Stadt tatsächlich so etwas wie eine Oase.
Wir waren kaum ausgestiegen aus dem Bus, schon kamen ein paar Taxifahrer zu uns. Wir fuhren mit einem mit. Jener bot uns an, am Tag darauf nach Isfahan zu fahren und auf dem Weg die schönsten und wichtigsten Orte anzufahren. Da wir noch keine Pläne gemacht haben, der Fahrer uns sehr sympathisch war und der Preis auch gering war, stimmten wir zu.
Unverhoffte Tour durch Kaschan
Doch der Fahrer wäre kein echter Perser gewesen, wenn er uns nicht schon jetzt am Abend – es war zwischenzeitlich 19 Uhr – die wichtigsten Stätten Kaschans gezeigt hätte, damit wir am Tag darauf zügig losfahren könnten. Ohne Aufpreis und voller Stolz auf seine Heimat.
So begaben wir uns auf den Weg. Kaschan hat viele kulturelle Stätten zu bieten: herrschaftliche Anwesen, ein immens großes Hammam und einen Basar, der voller Geschäfte mit Rosenwasser ist. Rosenwasser ist sowieso der Renner in Kaschan. Es ist überall. Tee? Gerne, aber mit Rosenwasser. Schluck Wasser? Aber klar, mit Rosenwasser. Parfum? Dreimal darf man raten.
Und hier in den großen, alten Häusern der Stadt fand man sie zum ersten und letzten Mal: andere Touristen. Und das zurecht: Die Gemälde der Wände und Decken waren atemberaubend schön.
Viel wird innerhalb und außerhalb der Stätten mit Licht gearbeitet – unterschiedliche Farben und Winkel lassen die ohnehin schon prächtigen Kunstwerke noch schöner erstrahlen.
Die Sehenswürdigkeiten innerhalb von Kaschan lassen sich tatsächlich innerhalb eines Tages besichtigen. Um die Stadt herum befinden sich aber noch etliche landschaftliche und kulturelle Highlights, die man mit wenigen Autostunden erreichen kann. Auch auf dem Weg in den Süden nach Isfahan, den wir am folgenden Tag einschlugen.
Als erste Station fanden wir uns im Fin Garden wieder, einem der wichtigsten persischen Gärten. Das Anwesen war immens gepflegt und eine grüne Oase inmitten der doch kargen und braunen Landschaft und Gebäude drumherum. Die Luft war aufgrund der vielen Bäume und Sträucher so toll und eine echte Belebung.
Abyaneh: wie im Museum
Weiter ging es zum offenen Geheimtipp: Abyaneh. Die Siedlung ist 2.500 Jahre alt. Mitten in der wüstenähnlichen Umgebung wurde ein Dorf in den Berg gehauen, das seiner Zeit weit voraus war: Kanalisationen, komplizierte Tunnel für die Bewohner und mehrstöckige Häuser mit Balkonen.
Abyaneh wird im eigenen Flyer als “lebendiges Museum” bezeichnet. Das trifft es sehr gut. Die Stadt ist tot. Ganz wenige Menschen leben hier noch, eine Bäcker am Ortseingang backt noch in seinem alten Ofen Brot, das tatsächlich ganz hervorragend schmeckt. Eine Hauptgasse führt durch das Dorf und hat nur wenige Abzweigungen. Daher fällt auch gleich auf, dass es mehr Touristen hier gibt als Einwohner.
Wundervolle Melancholie
Abyaneh ist etwas für Fotografen und Türfetischisten. Die Berge ringsherum erlauben tolle Panorama-Bilder und die Tore und Türen an den Häusereingängen sind mannigfaltig und einfach schön anzusehen. Das Dorf umweht die Melancholie des Vergangenen. Kaum ein Haus ist erhalten und kaum etwas gibt einen Hinweis für Zukünftiges.
Das soll nicht allzu negativ klingen: Es war sehr spannend und auch entspannend durch die Gassen zu schlendern. Die angebotenen Handwerkskünste waren sehr schön. Und auch die Geschichte um das Dorf ist sehr interessant. Aber die Melancholie, die hier allgegenwärtig ist, kann einem schon aufs Gemüt schlagen.
Für uns ging es danach noch zu einigen wenigen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg, bevor wir auf direktem Wege nach Isfahan fuhren. Hier sollte uns eine ganz andere Großstadt als Teheran erwarten…