2010 Antike Ruinen Mexiko Nordamerika

Oaxaca – unsere erste Liebe

am
17. September 2018

Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam über den großen Teich flogen und eine vollkommen andere Kultur kennenlernten. Für zwei Wochen würden wir die Region von Oaxaca entdecken – ganz im Süden von Mexiko. Hier gibt es allerhand zu sehen – die urige Hauptstadt Oaxaca de Juárez, die alten Stätten der Zapoteken, einen der ältesten Bäume der Welt und Puerto Escondido, den Hotspot für Surfer.

Oaxaca ist jedoch nicht das Reiseziel Nummer Eins für ausländische Touristen. Die östlich gelegenen Regionen Chiapas, Yucatán und Quintana Roo sind touristisch weitaus erschlossener. Oaxaca ist die mexikanische Region mit der größten indigenen Bevölkerung – und zugleich eine der ärmsten in ganz Mexiko. Doch die Region hat bei einem Besuch so viel zu bieten.

 

Schnaps, Likör und Maden

Alles war so neu, als wir mit dem Bus ins Zentrum von Oaxaca de Juárez fuhren. Spanisch sprachen wir zu der Zeit noch nicht und überhaupt sahen die Gebäude anders aus. Bunter. Wilder. Heruntergekommener. Wir betraten unser Hostel, das direkt neben einem Park lag. Bunte Plakate zierten den Weg – es wurde ein Fest beworben, das am selben Tag noch stattfinden würde. Das Mezcal-Fest. Was für ein Timing wir hatten.

Somit war schnell klar, wie wir den ersten Abend in Mexiko verbringen würden – mit hochprozentigem Avagenschnaps. Es war laut, als wir das Hostel verließen. Die Einwohner Oaxacas feierten zahlreich und am Eingangstor des Festes staute es sich. Hinter dem Tor stellten Verkäufer unzählige unterschiedliche Mezcals vor. Der wohl bekannteste Mezcal der Welt ist wohl ohne Zweifel der Tequila, der hier aber nur schwer aufzufinden war. Er stammt aus einer anderen Region.

Die Stimmung war ausgelassen, Bands spielten und viele Mexikaner tanzten zu den Klängen. In der Luft lag der Duft von Schnaps und Frittieröl – denn schnell merkten wir, dass die Mexikaner es lieben, Essen in Öl zu schmeißen. Ganz vorne mit dabei übrigens: Insekten. Immer nach ein paar Metern bekamen wir Plastiktüten angeboten. In jenen waren kleine Grashüpfer, Maden oder Raupen dicht gepackt. Es war vollkommen normal. Und frittiert schmeckt alles eh recht gleich.

 

Über 3000 Jahre alte Kulturen

An den nächsten verkaterten Tagen entschlossen wir uns, die alten Stätte der Region aufzusuchen. Viel hörten wir in der Stadt von Monte Albán, der ehemaligen Hauptstadt der Zapoteken. Nur zehn Kilometer entfernt war diese prachtvolle Anlage. Wir stiegen in den nächsten Bus und machten uns auf zu den Ruinen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.

Der Bus hielt einige Hundert Meter vor dem eigentlichen Anstieg von Monte Albàn. Eine imposante Steintreppe führte einen Hügel hinauf, der zum Hauptplatz dieser Stadt führte. Oben angelangt eröffnete sich einem das ganze Ausmaß – hier oben war ein Plateau von 600 m², gespickt mit vielen Tempelanlagen. Vieles wurde künstlich angelegt, wie etwa Grabhügel oder hunderte Terrassen. Es war einfach imposant inmitten dieser grünen Wucht zu stehen und die Weite von Monte Albàn zu erfahren.

In der Anlage befanden sich den ganzen Tag über relativ wenige Besucher. Viele von ihnen waren Mexikaner, darunter viele Schüler, die auf einem Schulausflug waren. Die Einwohner Oaxacas sind sehr stolz auf ihre kulturelle Geschichte. Viele von ihnen können nur sporadisch Spanisch sprechen. Hier wird Zapotec gesprochen – ein alter indigener Dialekt aus der präkolumbianischen Zeit.

 

Alte Häuser, alte Autos, alte Bäume

Es gibt drei Stätten in Oaxaca zu besichtigen. Neben Monte Albàn ist dies Mitla, das als Kultzentrum und Residenz des Hohenpriester galt, sowie den Árbol del Tule, also den Baum von Tule. Nach den Eindrücken von Monte Albàn fuhren wir also los zu beiden Orten, die dicht beieinander liegen. Vorweg: Mitla war zwar interessant, wenn man vorher aber Monte Albàn gesehen hatte, war es für uns leider nicht mehr so aufregend.

Der Árbol del Tule hingegen war imposant. Er ist mit seinem Alter von über 2000 Jahren eines der ältesten Lebewesen der Welt und wiegt knapp 650 Tonnen. Wir saßen in seinem riesigen Schatten und verarbeiteten die letzten Tage und Eindrücke. So viel wirkte auf uns ein. Wir gingen etwas weg vom Trubel der Touristen am riesigen Baum und schlenderten durch die Straßen.

Oaxaca ist zum Teil bitterlich arm. Häuser sind zerfallen. Autos haben ihre beste Zeit hinter sich. Aber Oaxaca besitzt einen ganz besonderen Charme und hat sehr viel zu geben. Die Farben der Häuser hatten uns in ihren Bann gezogen. Waren sie in Deutschland genormt und grau, blühten hier die Häuser Freude aus, obwohl ihre Fassade bröckelte. Dann wurde halt auf die Fassade gepinselt. Hauptsache, es lacht.

Es ist diese unbeschwerte Beschwertheit, die wir überall fühlten. Die Menschen sind nett und höflich, sie sind stolz auf ihre Kultur – gleichermaßen haben sie es schwer im Leben und müssen mit weniger leben als ihre Landsleute in den reichen Teilen Mexikos. Diese Art, sich nicht zu verstellen, aber gleichermaßen außerordentlich gastfreundlich und neugierig zu sein, hat uns seither in den lateinamerikanischen Bann gezogen.

 

Die sonnige Seite Oaxacas

Ein paar Tage später saßen wir im Hangar eines kleinen Busunternehmens. Unsere Sachen waren gepackt und wir wollten nach den Tagen voll Kultur noch einen Abstecher ans Meer machen. Unser Ziel war Puerto Escondido, die Surferlocation im Süden Mexikos. Die Strecke von Oaxaca de Juárez nach Puerto Escondido beträgt circa 250 Kilometer – in Deutschland braucht man hierfür ungefähr 2,5 Stunden. Diese Strecke benötigte etwa sieben Stunden und entwickelte sich zu einem wahren Albtraum.

Wir ahnten, dass das Ziel es Wert sein würde – dennoch war es beklemmend, zu viert auf der Rückbank eines Kleinbusses zu sein, auf uns die Rucksäcke aller Passagiere und unter uns ein viel zu harter Sitz. Ein Stop war für die Fahrt vorgesehen. Gefühlt alle 100 Meter waren Bremsschwellen in der Straße, die unser Fahrzeug nahezu zum Erliegen brachten. Dazu dudelte die gesamten sieben Stunden mexikanische Folklore über der Zimmerlautstärke. Dass es unseren Mägen zusätzlich nicht allzu gut ging, ließ die Fahrt abenteuerlich werden.

Puerto Escondido

Der Lohn: Puerto Escondido. Wir kamen früh im Nirgendwo der kleinen Stadt an und orientieren uns am Meer. Bevor wir zu unserem Hostel aufbrachen, mussten wir es sehen. Hinter unzähligen kraftvoll grünen Palmen versteckte sich ein Zugang zum Meer. Eine Treppe führte hinunter und obendrauf hatte man einen herrlichen Blick über den Pazifik. Was für ein herrlicher Anblick, an dem wir uns kaum satt sehen konnten.

Puerto Escondido

Puerto Escondido ist eine unaufgeregte kleine Stadt, die Touristen aus wirklich aller Welt beherbergt. Es ist kaum vergleichbar mit dem Rest der Region, da es hier viel mehr ausländische Einflüsse gibt. Neben Surfen ist Chillen und Feiern auf dem Tagesprogramm. Wir ließen uns in dem Tempo der Stadt treiben und nahmen es als willkommenen Abschluss unserer ersten lateinamerikanischen Erfahrung. Und es sollte bei weitem nicht die letzte bleiben.

Puerto Escondido

 

¡salud!


Was im Gedächtnis bleibt

  • Das erste Mal Lateinamerika.
  • Überglücklich zu Musik tanzen, dessen Text man wirklich nicht versteht.
  • Der Geschmack von Koriander, der allgegenwärtig war.
  • So scharf zu essen, dass man voller Tränen nicht weiter essen kann.
  • Nie wieder auf die Rückbank.
  • Bei über 100 Mückenstichen pro Bein hört der Juckreiz auf.
SCHLAGWÖRTER

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